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Vom Zauber der Handbewegung

Eine Geschichte der Zeichnung im 20. und 21. Jahrhundert

Der Zauber der Handbewegung: Mit Bleistift, Pinsel, Kohle oder Kugelschreiber beherrscht er den reichen Kosmos der Zeichnung. Sei es als Skizze, als Bildhauerzeichnung, als architektonischer Entwurf, als Überzeichnung, als Idee in einem Künstlerbuch, in Gestalt eines konzeptuellen Prozesses oder als gefaltetes Objekt – kaum eine Kunstgattung scheint wandlungsfähiger.

Entlang an herausragenden Blättern der Graphischen Sammlung richtet die Ausstellung ihren Blick auf eben diesen Reichtum der zeichnerischen Ausdrucksformen wie Techniken. Der Bogen reicht dabei von Gustav Klimt, Max Slevogt, Otto Dix, Hans Purrmann und Käthe Kollwitz über Rudolf Levy, Emy Roeder und Pablo Picasso hin zu Karl Bohrmann, Bettina Blohm und Malte Spohr, sowie zu vielen Neuzugängen von Barbara Hindahl, Norbert Kricke, Thomas Müller, Dirk Rausch, Sebastian Rug, Christiane Schlosser oder Max Uhlig. Auch mit der Pfalz und dem Südwesten verbundene Künstler wie Albert Haueisen, Rolf Müller-Landau, Leo Erb, Oskar Holweck oder Franz Bernhard sind repräsentativ vertreten. Einige Zeichnungen sind speziell für die Ausstellung restauriert worden.

Anhand dieser Zeichnungen vor allem der deutschen Kunstgeschichte der zurückliegenden rund 150 Jahre werden auf höchstem Niveau viele wesentliche Strömungen wie das Bauhaus, die Konkrete Kunst, das Informel, das Figurative oder konzeptuelle Tendenzen seit den 1960ern nachgezeichnet. Geordnet nach verschiedenen Themengruppen wird die Ausstellung, die seit zwei Jahren zusammen mit dem Katalog intensiv vorbereitet wird, damit eine facettenreiche Geschichte der Handzeichnung im 20. und 21. Jahrhundert erzählen; und wenn beispielsweise Georg Scholz in seinem Aquarell „Zeitungsträger (Arbeit schändet)“ die sozialen Spannungen der 1920er-Jahre ins Bild setzt, wenn der Exilant Thomas Theodor Heine in seiner Karikatur „Wir können nicht mehr mit Papa verkehren, er malt entartet“ die fatale NS-Kulturpolitik anprangert, präsentiert sich die Kunst der Zeichnung in ihrer historischen Dimension.

Zu entdecken ist ebenfalls die Vitalität der Zeichnung im Heute. Viele Künstlerinnen und Künstler der Gegenwart haben die Zeichnung als unerschöpflichen Kreativraum für sich erobert, richten den Zauber der zeichnenden Handbewegung auf faszinierende Linienkomposition, mal streng und konkret, mal virtuos bewegt. Die Zeichnung hat sich heute zu einem Medium emanzipiert, das sich selbst befragt, und das Ereignisse zulässt, die sich nicht selten auch der Steuerbarkeit der Künstler zu entziehen scheinen. So fährt beispielsweise Thomas Müller mit einem blauen Kugelschreiber an Glasscherben entlang und erreicht durch das Verschieben der Schablone malerische, immer aber überraschende Fächerstrukturen, überträgt Doris Kaiser zart die Konturen von Astwerk und Blättern auf Bütten, thematisiert damit das Spannungsgefüge von Natur und Kunst, von Bild und Abbild. Gerade in diesen Unschärfebereichen, in Linien, die Assoziationen zulassen ohne eindeutige Antworten liefern zu wollen, liegt die Poesie vieler der ausgestellten Blätter.

Begleitend zur Ausstellung erscheint im Deutschen Kunstverlag ein von Sören Fischer herausgegebener und kuratierter Bestandskatalog. Das Buch, das von der Ernst von Siemens Kunststiftung großzügig gefördert wird und das die Grundlage bildet für die weitere Erforschung der Zeichnungen im mpk, versammelt rund 160 Zeichnungen aus dem eigenen Bestand sowie zahlreiche Vergleichsabbildungen anderer Sammlungen, die von Autorinnen und Autoren aus Altenburg, Dresden, Kaiserslautern, Lübeck, Mainz, Saarbrücken und Weimar vorgestellt werden. Das Buch kann ab März 2022 im Museumsshop, im Buchhandel und über den Verlag bestellt werden.

Regelmäßig wird es neben analogen Führungen auch online-Führungen geben.

Open-Air-Eröffnung: Freitag, der 11.03.2022, 19 Uhr

Kuratiert von Dr. Sören Fischer

 

Zum Download: Folder_Vom Zauber der Handbewegung_Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern_2022