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Edmund de Waal
Keramik

(1964 in Nottingham, England, lebt und arbeitet in London)

„Spur“, 2016

Ankauf 2023 zur Ausstellung „Rudolf Levy. Magier der Farben“

 

 

Der Freundeskreis des mpk konnte gemeinsam mit dem Museum das bedeutende Dyptichon „Spur“ des international renommierten Künstlers Edmund de Waal erwerben. Die Arbeit war in der Ausstellung „Rudolf Levy. Magier der Farbe“ zu sehen und wurde vom Künstler im Auftrag des Museums als Intervention für diese Ausstellung eigens Levy gewidmet. Ziel dieser Intervention ist es, einen Gedenkort für den 1944, genau vor 80 Jahren, in Auschwitz ermordeten Maler Rudolf Levy zu schaffen. Die Arbeit wurde in Gegenüberstellung mit dem letzten Selbstporträt Levys gezeigt – ein Gemälde, dass sich seit 1954 im Besitz des mpk befindet und dort fester Bestandteil der Dauerausstellung ist. Diese in dieser Form einzigartige Gegenüberstellung wird auch nach der Levy-Ausstellung in der mpk-Sammlung dauerhaft präsentiert– um so im Museum einen Beitrag zur Erinnerungskultur an jüdische Opfer des Nationalsozialismus zu leisten.

Edmund de Waal hat sich wie kaum ein anderer Künstler mit den Themenkomplexen Holocaust, Exil und Erinnern auseinandergesetzt. Als Keramikkünstler schafft er starke Metaphern, in denen er die Wertschätzung für die Brüche der Geschichte vermittelt. So sagt er über die Scherben, die immer wieder in seinem Werk auftauchen – und die er in Porzellangefäßen aufbewahrt und mit Gold veredelt: „Scherben sind bedeutsam; sie berichten von einem Augenblick der Disjunktion, weisen hin auf einen Verlust. Restaurieren ist nicht möglich. Restaurieren heißt austilgen“. Seine Objekte präsentiert er installativ in Wandvitrinen: Ein weiterer Hinweis auf das Sammeln, als einer Geste des Bewahrens.

Der Künstler reflektiert mit diesen Arbeiten stets seine eigene, jüdische Familiengeschichte – die eine Geschichte des Exils und der Auslöschung durch die Nationalsozialisten ist. In dem Buch „Der Hase mit den Bernsteinaugen“ (The Heir with the Amber Eyes, 2010) hat er diese sehr persönlichen biographischen Bezüge eines umfassenden Verlusts literarisch verarbeitet – und mit dem Buch einen internationalen Durchbruch erzielt.

Edmund de Waal gehört heute weltweit zu den bedeutendsten Keramikkünstlern. Er hat unter anderem in der Frick Collection, New York (2019), in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (2019 und 2024), im British Museum (2020) und im Jewish Museum, New York (2021-22) ausgestellt.

Der durch die Freunde des mpks ermöglichte Ankauf fügt sich nicht nur in den bedeutenden und in dieser Form einzigartigen Levy-Kontext ein, sondern folgt zugleich der gezielten Sammelstrategie des Museums. Das mpk wurde 1874 als ein Kunstgewerbemuseum gegründet. Das Sammelgebiet der angewandten Kunst soll perspektivisch wieder verstärkt in den Fokus der Sammelstrategie gerückt werden. Dabei werden unter anderem eben jene Positionen gesammelt, die sich an der Schnittstelle zwischen freier und angewandter Kunst befinden. Von Interesse sind Künstlerinnen und Künstler, die Techniken der angewandten Künste (Keramik, Glas) als künstlerische Technik nutzen.